02.04.2009
„ 120 Jahre Linzer Bürger “
Im Jänner des Jahres 1889 fanden sich eine kleine Runde Gewerbetreibender, denen das Schicksal ihrer Mitbürger nicht gleichgültig war, im damaligen Großgasthof „ Zaininger „, dem heutigen Hotel Wolfinger am Hauptplatz, zusammen, um einen Verein zu gründen, der den Zweck haben sollte „ alte Gewerbetreibende, die durch irgendwelche Schicksalsschläge in Not geraten sind zu unterstützen „.
Und dieser Verein, unsere „ Wohlfahrtsvereinigung Linzer Bürger “ blickt nun auf stolze 120 Jahre Vereinsarbeit zurück, bei der sich immer wieder Menschen in den Dienst der guten Sache stellten.
Dabei war es nicht immer leicht den Verein im Sinne der Gründerväter zu führen. Zwei verlorene Weltkriege, der Übergang von der Monarchie zur Republik, von der Diktatur zur Demokratie Inflation und Wirtschaftskrise, sowie zwangsweise Vereinsauflösung mit Vermögensverlust mussten verkraftet werden. Aber unter dem Motto „ vereinter Bürgersinn ist Macht “ gelang es selbst in schlechten Zeiten durch Taten optimistische und zukunftsorientierte Signale zu setzen.
Im Jahre 1923 – in Österreich galt noch die durch die Inflation geschüttelte Kronenwährung – erwarben die damaligen Verantwortlichen trotz unsicherer wirtschaftlicher Lage das heutige Bürgerhaus an der Wiener Straße. Sie wollten es in ein Wohnheim für alte verarmte Gewerbetreibende umwandeln. Dazu bedurfte es großer Anstrengungen. Das Haus war von „ geschützten Mietern “ bewohnt und in einem schlechten Bauzustand. Außerdem belastete eine monatliche Leibrente an die Vorbesitzerin den Vereinssäckel. Doch der Mut und die Zukunftsgläubigkeit der Vereinsführung wurden belohnt. 1926 war die erste Haussanierung abgeschlossen, 1929 waren schon 7 Wohnungen satzungsgemäß vergeben und 1932 war das Haus schuldenfrei.
Nach der Zwangsauflösung der „Linzer Bürger“ im Jahre 1939 und die Überführung des Vereinsvermögens in die NS – Wohlfahrt, mobilisierte nach 1945 der neu gebildete Vereinsvorstand alle seine Kräfte um wieder in den Besitz des Bürgerhauses zu kommen. Denn die Not war groß, Wohnungen waren Mangelware, die Hilfe der öffentlichen Hand kam nur langsam in Schwung. Es gab viele Arme, auch in den Kreisen alter Wirtschaftstreibender.
Die Aufbauleistung nach dem zweiten Weltkrieg führte zu einem wirtschaftlichen Wohlstand und einer sozialen Sicherheit wie sie unser Land und seine Menschen vorher nie kannten. Doch ein Preis dafür ist das „ Alleinsein“ alter Mitbürger, die seelische Belastung durch das Fehlen von Möglichkeiten über seine Probleme, über seinen Kummer und seine Sorgen reden zu können. Dieser Entwicklung haben wir „Linzer Bürger“ in den letzten 20 Jahren Rechnung getragen indem wir neben materieller Hilfe verstärkt Veranstaltungen durchgeführt haben, in denen neben Information auch Unterhaltung, Kommunikation und Geselligkeit angeboten werden.
Und nun steht wieder das Gespenst einer Wirtschaftskrise im Raum. Doch ich glaube, dass diese Krise nicht mit jenen vergangener Zeiten zu vergleichen ist. Die Demokratie ist fest in unserem Bewusstsein verankert, der Staat bemüht sich mit all seinen Kräften gegen zu steuern. Wir alle müssen an die Zukunft glauben – Schlechtreden nützt niemanden! Wir müssen an die freie Marktwirtschaft glauben. Diese muss jedoch in einen Ordnungsrahmen, der steuert und kontrolliert eingebettet werden. Nur so kann ein schrankenloser, an keine Werte gebundener Kapitalismus verhindert werden. Reformen in allen staatlichen Bereichen, in Gesundheit, in Bildung, in Forschung und Entwicklung müssen von der Regierung und den Sozialpartnern umgesetzt werden und der Finanzkreislauf muss wieder in Schwung gebracht werden.
Da jede Krise auch die Chance für einen Neubeginn ist, bin ich überzeugt, dass in fünf Jahren wenn wir „ 125 Jahre Linzer Bürger “ feiern, die Finanz – und Wirtschaftskrise des Jahres 2009 eine längst überwundene Episode sein wird.