Großes Interesse hatten fast 120 Linzer Bürger am neuerbauten Südflügel des Linzer Schlossmuseums. Die Veranstaltung fand auf Einladung des Direktors der OÖ Landesmuseen Mag. Dr. Peter Assmann statt. Obmann Mag. Dr. Rudolf Trauner begrüßte die zahlreichen Teilnehmer, bedankte sich für die Einladung und übergab das Wort anschließend an den Bereichsleiter der Kulturwissenschaften Dr. Bernhard Prokisch.
Dieser gab einen ausführlichen geschichtlichen Überblick über die Geschichte des Linzer Schlosses und des Schlossmuseums.

Es ist an der Stelle des früheren römischen Castells Lentia entstanden. Die erste bekannte Erwähnung stammt von 799. Unter Kaiser Friedrich III. wurde 1477 die Burg zu einem Schloss umgebaut und diente ihm von 1489 bis 1493 als Residenz. Aus dieser Zeit stammt das heute noch erhaltene Friedrichstor, das auf einem Wappenstein die bekannte Inschrift A.E.I.O.U. trägt. Auch sein Sohn, Maximilian I. hielt sich öfter in Linz und im Schloss auf.
Kaiser Rudolph II. ließ 1600 das Schloss nach Plänen des niederländischen Baumeisters Anton Muys um- und ausbauen. Neben dem mächtigen viergeschossigen Blockbau mit zwei Innenhöfen entstand nun auch das Haupttor zur Stadt (Rudolfstor, 1604).

Während der bayrischen Pfandherrrschaft 1620 bis 1628 residierte Adam Graf von Herberstorff als Statthalter im Schloss. Herberstorff verstärkte im Hinblick auf eine drohende Belagerung durch die Bauern die Befestigungsanlagen rund um das Schloss. Im Jahr 1626 kam es dann schließlich zur Belagerung durch die aufständischen Bauern.

1783 übersiedelte der Landeshauptmann mit seinen Ämtern in das Landhaus.
Während der Franzosenkriege diente das Schloss als Lazarett. Der Stadtbrand im Jahr 1800 ging von hier aus. Bei diesem Brand wurden der Südflügel und ein Teil des Quertraktes zerstört.

Im Jahr 1811 diente das Gebäude als Provinzialstrafhaus, in den Jahren 1851 bis 1945 als Kaserne für Soldaten. Zwischen 1953 und 1963 erfolgte der Ausbau und die Restauration des Gebäudes zum Schlossmuseum der oberösterreichischen Landesmuseen.

Das Schlossmuseum wurde 1963 teileröffnet, die Gesamteröffnung erfolgte 1966. Es sind historische und volkskundliche Sammlungen untergebracht. Dauerausstellungen sind auch historische Waffen und historische Musikinstrumente und alte Münzen. Zusätzlich finden auch immer wieder Sonderausstellungen statt. Im Schlosshof werden gelegentlich Open-Air-Veranstaltungen durchgeführt.

Im Jahr 2006 fand ein Architektenwettbewerb für den Neubau des 1800 abgebrannten Südflügels statt. Von den 109 eingereichten Projekten gewann jenes des Grazer Architekturbüros HoG architektur (Martin Emmerer, Clemens Luser und Hansjörg Luser). Der neue Südflügel wird für eine Erweiterung des Schlossmuseums genutzt. Im Sommer 2006 fanden auf dem künftigen Baugelände archäologische Grabungen statt.

Der als Stahl-Glas-Konstrukt errichtete neue Südflügel, der Kosten in Höhe von 24 Millionen Euro verursachte, wird ab Juli 2009 die technikgeschichtlichen und naturwissenschaftlichen Sammlungen des Schlosses ausstellen
Nach zahlreichen Diskussionen, Überlegungen und Planungen ist es im Kulturhauptstadtjahr 2009 gelungen, ein zukunftsweisendes Museumsprojekt für Oberösterreich zu realisieren. Mit dem neuen Südtrakt, der an den historischen Schlossbau anknüpft und Anfang Juli 2009 eröffnet wurde, ist ein erster Schritt in Richtung einer umfassenden Renovierung und Neustrukturierung des Gesamtkomplexes „Schlossmuseum Linz“ erreicht. Durch die Wiedererrichtung des um 1800 abgebrannten Südflügels des Linzer Schlosses entstand über den Dächern der Stadt ein Ensemble aus historischer und moderner Architektur, das größte Universalmuseum Österreichs an einem Ort.

„Der radikale Eingriff des Feuers, der einst die Festung des Linzer Schlosses aufbrach und seine Südwestseite zur Stadt öffnete, bewirkte auch eine Wandlung von Charakter und Inhalt des Gebäudes. Nicht mehr Abwehr und Schutz vor Bedrohung geben ihm Bedeutung, sondern die Qualität eines für jedermann zugänglichen Zielpunktes hoch über der Stadt. Der Entschluss des Landes Oberösterreich vom 16. Jänner 2006, den Südtrakt wieder zu errichten, sollte daran nichts ändern, sondern diese Aussage verstärken und das Schloss näher an die (Alt)Stadt Linz heran führen“ – so Martin Emmerer, Clemens und Hansjörg Luser vom Grazer Architektenteam HoG architektur, das den europaweiten Architekturwettbewerb 2006 für sich entscheiden konnte.

Das neue Schlossmuseum versteht sich als ein Universalmuseum (das größte Österreichs an einem Ort), das einen umfangreichen und eindrucksvollen „universellen“ Einblick in die Natur-, Kultur- und Kunstgeschichte des Landes Oberösterreich gibt. Diese Sammlungsbereiche, die von der Erdgeschichte bis zur Zeitgeschichte reichen und über vielfältige und umfangreiche Spezialgebiete Zeugnis ablegen, finden sich im historischen Schloss wie im neuen Südflügel.

Nach den einführenden Worten von Dr. Prokisch wurde die große Anzahl der Besucher von kompetenten Führerinnen in vier Gruppen durch die Ausstellung geführt.

Die Ausstellung „Das Grüne Band Europas: Grenze.Wildnis.Zukunft“ stellt ein internationales Naturschutzprojekt vor, das die vielfältigen Landschaften am ehemaligen Eisernen Vorhang erhalten und ihre Natur- und Kulturwerte nachhaltig sichern will. Auf einer Länge von 8500 Kilometer haben sich quer durch Europa Wildnisgebiete als wichtige Rückzugsgebiete für Wildtiere wie Bär, Luchs und Wolf erhalten, diese sind jedoch großteils in vielfältige Kulturlandschaften eingebettet, in denen naturverträgliche Nutzungsformen als Modelle nachhaltiger Entwicklung für das ländliche Europa dienen können.

Ausgehend von kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten dieser „erzwungenen Verwilderung“ wird die biologische und kulturelle Vielfalt vom subarktischen Lappland über die Ostseeküste, die zentraleuropäischen Mittelgebirge und Flussniederungen bis zur Schwarzmeerküste an der bulgarisch-türkischen Grenze präsentiert. Die Geschichten reichen hier von den Delikatessen des hohen Nordens wie Rentierfleisch und Moltebeere über den Bernstein der Ostseeküste bis hin zu den floristischen Kostbarkeiten der Balkangebirge und werden anhand verschiedenster Schaustücke dargestellt. Schließlich wird die Frage aufgeworfen, in welche Richtung sich diese Grenzregionen im Herzen Europas in der Zukunft entwickeln können und möchten.

Im Anschluss an den äußerst interessanten Ausstellungsbesuch konnte man sich noch am delikaten Buffet laben.
Herzlichen Dank an die OÖ Landesmuseen für diese gelungene Veranstaltung.

Ingrid Huber

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