Helmut Hoffmann

Bürgernachmittag am 11. 1. 2012

An diesem Nachmittag entführte Frau Angelika Harsant die fast 50 Gäste in ein fernes Land – nach „Myanmar – das Land der 1000 goldenen Pagoden und der freundlichen Menschen“.

Nach der Begrüßung durch Obmann-Stv. Brigitte Launinger erfolgte die Gratulation der Geburtstagskinder Frau Antonia Gaiswinkler, Frau Rosi Schönfellner, Frau Gertrude Winter und Frau Irma Zobl.

Irma Zobl - Brigitte Launinger - Antonia Gaiswinkler - Gertrude Winter - Rosa Schönfellner

Bei Kaffee und vorzüglicher Mehlspeise von Frau Maria Peherstorfer erzählte Frau Harsant – unterstützt mit eindrucksvollen Bildern – von Burma.

So hieß das Land bis 1989, nach dem größten dort lebenden Volksstamm, den Birmanen, klingt nach englischer Kolonialzeit, Whisky bei Sonnenuntergang, nach weißen Uniformen, Clubs. Immerhin haben die Engländer zwischen 1885 und 1947 dort den Ton angegeben.

Myanmar („Die ersten Bewohner der Welt“), das ist Repression, Willkür, uneingeschränkte Macht, Goldenes Dreieck. So hieß das Land schon einmal, im 13. Jhdt. Zur Zeit seiner Hochblüte
In der Landeshymne aber lebt Burma weiter. Und auch in einer Reihe von Ländern, aus Protest. Sogar die Opposition im Land, allen voran Aun San Suu Kyi, spricht von Burma.

Es ist ein Land, das, auch wenn man sich damit beschäftigt, dann, wenn man drinnen ist, alle Sinne betört. Und einen kleinen Europäer wie mich immer wieder daran erinnert, wie phantasielos er ist.

Diese REPUBLIK DER UNION VON MYANMAR ist eine der Superlative:

Das größte Land SO-Asiens (2x so groß wie Frankreich), 50 Mio. Einwohner

  • die größte ethnische Vielfalt, 130 verschiedene Stammeszugehörigkeiten,
  • eine der ältesten Hochkulturen Südostasiens
  • zweitgrößter Lieferant Handel von Heroin (nach Afghanistan)
  • die schönsten Rubine
  • die größten Reisesser
  • der größte Buddha der Welt
  • die längste Teakholzbrücke der Welt
  • die kostbarste Pagode der Welt
  • das größte Buch der Welt
  • die geringste Pressefreiheit
  • die grausamste Militärdiktatur
  • das (mit Nordkorea) abgeschottetes Land

Außerdem gibt es dort

  • riesige Hotels mit Riesenzimmern, in denen riesige Betten stehen
  • riesige Pagoden, riesige Tempel und riesige Stupas
  • riesige Buddhas, stehend, sitzend, liegend
  • riesige Klöster

Die 2600 jährige Dame Shwedagon Pagode genannt, mit einer Stupa, die es mit Goldblättchen um Goldblättchen der Gläubigen zu 700 kg Gold gebracht hat. Schrein eines in der untergehenden Sonne funkelnden 78-karätigen Diamanten und im Abendwind klingelnden Edelsteinen

„Diese Pagode gehört zu jenen Wundern, die man auf seinem Weg durch das Leben gesehen haben muss.“ Und das alles für 8 Haare des Gautama Buddha

Heute blickt man auf geschätzte insgesamt 25t Gold und 100 t Silber. Die Briten meinten, dass es in der Shwedagon Pagode mehr Gold gäbe als in der Bank von England.

NAYPYIDAW ist die aus dem Nichts entstandene Hauptstadt des Landes. Am 06.11.2005, zur astrologisch günstigen Zeit von 06.37 begann der Umzug. 5 Tage später, am 11.11. um 11.00, setzte sich ein zweiter Konvoi von 1100 Militärlastern mit 11 Militärbataillonen und 11 Ministerien in Marsch. Wohnungen werden nach Rang und Namen vergeben, Privattelefone gibt’s nicht. Dafür ist die Stadt die einzige des Landes, in der es eine 24-Stunden Stromversorgung gibt.

Es wird rechts gefahren, und was da drauf fährt, wobei manches sicher auf die Kolonialzeit zurückgeht, wird manchmal nur vom eisernen Willen des Besitzers zusammengehalten. In den Städten ist absolutes Hup- und in vielen Stadtbezirken außerdem Fahrrad- und Motorradverbot.

Man kaut Betel und spuckt den tiefroten Strahl zielsicher an Fußgängern vorbei. Betelkauen versetzt in einen abgehobenen Zustand, wirkt gegen Würmer und unterdrückt das Hungergefühl.
Auf den Straßen und Märkten liegt nichts herum. Es wird gekehrt, Wasser aufgeschüttet, Mist in überall bereitstehende Müllbehälter geworfen. Es gibt auch kein Gedränge und vor allem, niemand schreit, gestikuliert, schimpft oder lässt sonst wie seinen Gefühlen freien Lauf.
Der von einem Franzosen für die Touristen des Landes gekelterte Wein ist gut, das Bier ist besser.

Und der grüne Tee, den man zu den Mahlzeiten bekommt, ist ausgezeichnet. Das ganze Land vermittelt den Eindruck von Geschäftigkeit. Alles ist in Bewegung. Sie stehen eigentlich nur an Haltestellen.
Text eines Plakates: „Wenn Sie nach Myanmar reisen, geben Sie keine Süßigkeiten, geben Sie Wissen“.
Das Essen besteht aus Huhn mit Nudeln, Nudeln mit Gemüse, Shrimps mit Gemüse und Nudeln. Linsen mit Nudeln und Bohnen mit Gemüse. An Festtagen gibt es Fisch.

Insgesamt gesehen, scheint das Leben der Burmesen zu einem Großteil aus Essensaufnahme, Essenssuche, Essensbestellung oder Essentragen zu bestehen.

Es liegt eine heitere Gelassenheit über dem Volk. Frauen haben seit 1922 das Wahlrecht, sie sind überall präsent, auch beim Straßenbau. Es wird jedoch noch immer nicht gerne gesehen, wenn sie alleine unterwegs sind oder solo in Teehäusern herumsitzen.

Im Burma-Buddhismus stehen die Frauen nicht mehr so gut da. Sie gelten als unrein. Sie dürfen weder einen Mönch berühren noch versuchen, ihm die Hand zu geben. Sie dürfen an Buddha-Statuen keine Goldplättchen anbringen. Ihre Spenden müssen eingewickelt sein.

Auch Männer kümmern sich rührend um ihre Kinder, Jung respektiert Alt. Oft habe ich die Zuneigung und die liebevolle Art, miteinander umzugehen, beobachtet. Und das ohne sichtbare Zeichen – der Ausdruck von Gefühlen ist im burmesischen Leben nicht für die Öffentlichkeit gedacht.

Menschen sind sehr abergläubisch. An einem Mittwoch wäscht man sich nicht die Haare. Alle Häuser haben eine ungerade Anzahl von Stufen. An einem 3., 6. und 9. reist man nicht.

Jedem lebenden Wesen wohnt ein Geist inne. 37 davon, NATS genannt, haben sich im burmesischen Buddhismus eingenistet und fühlen sich dort sichtlich wohl als Stimmungsmacher oder Spielverderber. Sie müssen bei Laune gehalten werden, mit Bananen, Kokosnüssen, kleinen Altären in Vorgärten oder in Baumgabeln, denn beschützt werden nur jene, die sie verehren.

In Burma gibt es 600.000 Mönche, die in Klöstern ihrer Hauptaufgabe nachgehen, nämlich der Verbreitung der Lehre Buddhas. Des Weiteren sind sie als soziale Einrichtungen zu verstehen.
In den Klöstern findet die Menschen Schutz und Nahrung. Oft gibt es dort für die Kinder eine kleine Schule, in der die Mönche den Unterricht gestalten.

Mönche haben einen hohen gesellschaftlichen Rang. sie werden respektiert und angehört. Es ist eine Ehre, ihnen jeden Tag Essen zu geben (Gutpunkte!), wofür sie zu keinerlei Dank verpflichtet In Klöstern kann man auch kostenlos übernachten – wenn man eine allein reisende Frau ist, nur in (weiblicher) Begleitung, vorzugsweise einer Nonne!
Der Boden in, um und um ein Kloster herum ist immer gefegt – damit man sich mit den nackten Füßen nicht wehtut.
Sie dürfen nicht kochen. Man bietet ihnen in Bussen Platz an, geneigtem Rücken, die Hausbewohner mit dem Essen auf sie. Man fragt sie um Rat.

Im Morgengrauen frühstücken sie. Zu Mittag essen sie die letzte Mahlzeit des Tages. Dann nur mehr Flüssigkeiten bis zum Sonnenaufgang des nächsten Tages. Anmerkung: Die Essensreste bekommen die Klosterhunde.

Das eigentliche Leben eines jeden Jungen im Alter von ca. 7 Jahren beginnt mit einem 10-tägigen Aufenthalt im Kloster. Eine Art Noviziat, das mit einer farbenfrohen Prozession gefeiert wird. Dabei geht Ehre und Verdienst auf die ganze Familie über, woraus sich eine große Anzahl von Gutpunkten ergibt.
Man kann in ein Kloster ein- und wieder austreten. Viele Burmesen kommen mit 20 für längere Zeit, oder aber sie bleiben überhaupt ihr Leben lang. Vorausgesetzt, der Abt erteilt die Erlaubnis dazu.

Der Mönch wird nicht angehalten, sich für Essen oder sonstige Almosen zu bedanken, es ist eine Ehre für den Geber, da es für ihn die Gelegenheit ist, eine gute Tat zu vollbringen.

Es gibt nur 25.000 Nonnen, die daher im Stadtbild nicht allzu sehr auffallen. Geschoren, platt wie die Flunder, in rosa Roben mit braunen Schärpen gekleidet, die sie manchmal, gefaltet wie ein Blasbalg, auf dem Kopf tragen. Sie erwecken den Eindruck von Zeitlosigkeit, fern allen irdischen Versuchungen. Ihr Blick ist bar jedweden Gefühls und wenn sie manchmal lächeln, ist es ein nachsichtiges Lächeln. Sie tragen Flip-Flops, sie dürfen kochen, auch unter ihnen befinden sich Kinder, deren manche offen bekennen, im Kloster bleiben zu wollen, da sie daheim nichts zu essen bekämen.
Keine pompösen Feste, die Gläubige und Spender anziehen. Dabei unterziehen sie sich den gleichen Aktivitäten wie die Mönche – Meditation, Fasten und das Studium der heiligen Texte.

Nur ist all diese Entbehrung viel weniger wert. Frauen können einfach nicht zur Erleuchtung gelangen. Übrigens, was Nonnen (und wahrscheinlich auf Mönche) in ihrem Leben auswendig lernen, entspricht 3x Bibelumfang!
Pagoden gehören zum Leben eines Burmesen. Man versteigt sich sogar zur Behauptung, dass Burmesen keinen Psychiater brauchen, weil sie in der Pagode ihr mentales Wohlbefinden hegen, pflegen oder wieder ins Lot bringen.
Nix Schuhe und nix Socken – jedwede Pagode und jedwedes Kloster ist barfuß zu betreten. Ab dem Zaun, dem Tor, dem Aufgang.

Das Schicksal wird vom Tag der Geburt bestimmt. Es gibt kein Geburtsdatum in unserem Sinn, man ist an einem der acht (8!) Wochentage geboren. Mittwoch gilt doppelt, denn an dem Tag ist Gautama Buddha geboren.
Man spendet Kerzen, Goldplättchen, Blumenarrangements (Astern, Gladiolen, Rosen,Lotosknospen, Buddhas Lieblingsblume), zündet Weihrauchstäbchen an, schleppt Obstkörbe heran. Burmesen glauben fest an ihre Wiedergeburt. Dafür müssen gute Taten gesetzt und Verdienste auf sich aufgehäuft werden. Daher in den Pagoden all das Gold, die Blumen, die gefüllten gläsernen Opferstöcke und in vielen Klöstern große Schätze.

Wir danken, Frau Harsant für die interessanten und beeindruckenden Ausführungen, allen Helferinnen und Helfern, sowie der WKOÖ für die gewährte Gastfreundschaft.

Brigitte Launinger

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